Wien-Mitte: Jahrelanger Streit wird begraben
Nach jahrzehntelangem Hin und Her startet am Donnerstag das Bauprojekt Wien-Mitte. Wien erhält eine zentrumsnahe Bahnhofsüberbauung, die für wilde Debatten über Bauhöhen und das Weltkulturerbe-Prädikat gesorgt hatte.
Bahnhofsüberbauung mit 70-Meter-Hochhaus, Büros, Einkaufszentrum.
Derzeit bietet die aus den 60er Jahren stammende Überbauung der unterirdische Bahnstation der ÖBB ein tristes Bild. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sprach einst gar von einem "Ratzenstadel". Mit dem Neubau um kolportierte 400 Millionen Euro soll das bis 2011/12 anders werden.
Mit der Streichung mehrerer Hochhausprojekte war der Streit 2003 verebbt. Auf die Realisierung mussten die Wiener trotzdem bis heute warten.
Hotels nein, Einkaufszentrum ja
Auf 127.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche sind Büros und ein 28.000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum geplant - und zwar von internationalen Künstlern verschönert, wie die Tageszeitung "Der Standard" berichtete. Hotelpläne wurden wieder aufgegeben.
Gescheitert: Projekte mit bis zu 97 Meter hohen Bauten.
Mehrere Architekten im Boot
Realisiert wird das Projekt durch die Architekten Neumann und Steiner, Ortner und Ortner sowie Lintl und Lintl. Sie waren bereits für das Vorgängerprojekt verantwortlich, dass bis zu 97 Meter hohe Bauten vorgesehen hatte, deshalb auf Widerstand stieß und schließlich auch an Wirtschaftlichkeitsbedenken scheiterte.
Die Redimensionierung auf die jetzige Größe - eine 36 Meter hohe Randbebauung mit einem zunächst 60, nach Umplanung schließlich 70 Meter hohem Hochhaus - verantwortet das Team Henke und Schreieck. Sie gewannen einen städtebaulichen Wettbewerb, der am Höhepunkt der Debatte um die zentrumsnahen Hochhäuser ausgeschriebenen worden war.
Teile der Opposition protestierten gegen Schließung des Marktes.
Aus für den Landstraßer Markt
Der Bahnhof Wien-Mitte kann auf eine lange Geschichte gescheiterter Überbauungsprojekte zurückblicken. Schon 1990 gab es Pläne, die nicht weniger als zwölf Türme vorsahen, später war gar von einer Bauhöhe von bis zu 120 Metern die Rede.
Im Dezember 2001 wurde die Wiener Innenstadt in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, was hochfliegende Hochhausideen rund 800 Meter vom Stephansplatz entfernt zusehends schwieriger machte.
Gestritten wurde zuletzt jedoch nicht mehr über das Projekt selbst, sondern über die angrenzende Markthalle aus den 70er Jahren. Diese wird geschlossen, saniert und in das Gesamtprojekt einbezogen. Einen Landstraßer Markt wird es damit nicht mehr geben, was für Proteste von Standlern und und Teilen der Rathaus-Opposition sorgte.
(orf.at)

